Zurück in die Zukunft: Kindheitsträume wiedererleben

In meiner Arbeit als Pädagoge und in mein...

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In meiner Arbeit als Pädagoge

und in meinem privaten Umfeld habe ich sehr oft feststellen müssen, dass viele Menschen jeglichen Alters mit einer sehr oberflächlichen, eher aufgesetzten Persönlichkeit durch die Welt laufen. Ihnen fehlt es an inneren Werten, an denen sie ihren Charakter festmachen. Sie definieren sich viel über Äußerlichkeiten: Aussehen, Job, Konsum. Sie wirken glücklich, sind es im Inneren allerdings nicht. Soweit, so bekannt. Viele Krisen im Leben begründen sich auf die mangelnde Verbindung zur Persönlichkeit, zum eigenen Selbst- Bewusstsein, zur Identität. Einige Menschen begeben sich daher an verschiedenen Punkten auf die Reise zur eigenen Identität - und so auch ganz wörtlich: Sie reisen. Fern vom Alltag fokussiert auf und konfrontiert mit sich selbst begeben sie sich auf den Weg und erlangen Kenntnisse über sich selbst. Auch ich habe bereits einige Persönlichkeitsentwicklungen durchgemacht und dabei neue Kenntnisse erlangt. Eine entscheidende Kenntnis ergibt sich aus dem Wiedererleben persönlicher Reiseerlebnisse.

In meinem Leben bin ich schon viel gereist.

Oft zu denselben Orten, jedoch war mein Leben generell durch viele Reisen bestimmt. Manche waren auch eher unfreiwillig, wie der Umzug nach der Trennung meiner Eltern. Die Reisen haben viele Bilder in meinem Kopf hinterlassen. Manchmal möchte ich die verschwommenen Bilder aufklaren und reise an die Orte, an denen ich zuvor schon einst war. Als kleiner Junge war ich im Legoland Dänemark. Dieses besuchte ich einige Jahre später noch einmal und stellte einen sehr spannenden Effekt fest: Vieles sah noch exakt gleich aus, wie bei meinem damaligen Besuch. Es kam mir vor, als würde ich gerade mit totaler Klarheit einen Traum reell erleben. Die Intensität wurde noch stärker, als ich realisierte, dass ich tatsächlich nicht träumte. Je größer der Abstand zu einem Ereignis ist, desto surrealer erscheint mir die Erinnerung. Sie wirken auf mich wie Träume. Genau denselben Effekt stellte ich immer wieder fest, wenn ich Orte nach längerer Zeit wiederbesuchte.

So kam es auch, dass ich jetzt wieder in meine Kindheit zurück ging - und das wortwörtlich. Ich flog nach Cannes, Frankreich, um meinen Onkel zu besuchen, den ich schon viele Jahre nicht mehr sah.

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Er wohnt nicht mehr im selben Haus wie damals, allerdings im selben Ort, einem Provinznest namens Mougins. Kurz nachdem ich ankam, bekam ich eine Karte, auf der das alte Wohnhaus markiert war, in welchem ich sie als Kind mit meiner Familie besuchte. Direkt begab ich mich dort hin. Ich erinnerte mich lediglich an die Eingangstür mit ihren verschiedenen Schlössern, die Fensterläden oder den Garten. Wie es um das Haus aussah, wie genau es von außen aussah, war mir nicht mehr bewusst. Jedoch war das garnicht notwendig, da viele Erinnerungen mir wieder bewusst wurden, als ich abends im Ort herum lief. Die sommerliche Abendstimmung, die Gerüche der Fichten, generell die Altbauten - ich fühlte mich heimisch. Es war mir alles so bekannt.

Schnell fand ich die kleine alte Bäckerei, die heute noch ihre leckeren Croissants verkauft.

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Geht man an ihr vorbei, gelangt man nach wenigen Metern zu dem Haus. So richtig erkannte ich es allerdings nicht mehr, dennoch spürte ich zu diesem Ort eine tiefe Verbundenheit. Ich stand noch eine Weile in der Straße und verlor mich in Erinnerungen, bis ich wieder zu meinem Onkel zurückkehrte.

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Wenige Tage später gingen wir zum Strand. Auch an ihn hatte ich Erinnerungen. So hatte ich Bilder einer Zugstrecke an der Strandpromenade, sowie kleinen Unterführungen im Kopf, durch die man zum Strand gelangte. Außerdem wusste ich noch, dass sich im Wasser Felsen befanden. Mein Onkel ging mit mir an den exakt gleichen Strand, an dem ich zuletzt als Kind war. Wie die unteren Bilder beweisen - meine Kindheitserinnerungen waren ziemlich präzise.

besagter Strand:

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die Unterführung:

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Was sagt mir das?

Zunächst ist mir dadurch bewusst, dass ich mir positive Momente schaffen muss. Momente, zu denen ich irgendwann zurückkehren kann. Außerdem ist es unbeschreiblich schön, immer wieder solche Zeitreisen zu machen und die Erinnerungen aufzufrischen. Man sieht doch nun alles mit anderen Augen, die Welt hat sich weitergedreht und verändert. Außerdem erden mich derartige Reisen: Als Kind ist man noch ungeschliffen und ehrlich. Gerade ich als audiovisueller Mensch habe viele Eindrücke wie ein Schwamm aufgesaugt. Diese Kindheitserinnerungen aufleben zu lassen, geben einem einen offenen und ehrlichen Einblick in die eigene Persönlichkeit. So weiss ich, was ich damals schon liebte, was damals schon einen großen Einfluss auf mein Leben hatte und kann mein aktuelles Leben darauf abstimmen, das zu finden und zu tun, was mich tief im Inneren begeistert. Natürlich besteht das Leben nicht nur aus positiven Momenten. Auch eine Reise zu damals belastenden Orten kann helfen, damit ein Stück weit abzuschließen und wertzuschätzen, wo man aktuell steht. Heutzutage ist man oft von sich abgelenkt, sei es durch Konsum, Stress oder Arbeit. Diese Reisen können uns zurückführen, zu dem, was man eigentlich ist und geben so Halt in der eigenen Identität. Zu erkennen, wer man wirklich ist, schon immer war, gibt Halt. Man kann darauf aufbauen, seine Zukunft ausrichten und orientiert sich weniger an Oberflächlichkeiten der Masse.


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