Anmerkung: Dies ist nur ein kleiner Einblick in meine Reise und fokussiert sich eher auf die persönlichen und gesellschaftlichen Erfahrungen.
Indonesien also. Größtes muslimisches Land der Erde. Die Reise findet währed Ramadan statt. Was mache ich hier gerade? Ich wollte meinen Horizont erweitern, auch dahin gehen, wo ich Bedenken habe, um mir einfach mein eigenes Bild zu machen und über meinen Schatten zu springen: Ist alles so, wie ich es im Internet zu lesen bekomme? Ist es vielleicht noch viel schlimmer oder alles doch halb so wild? Ich wollte diese Natur sehen, mal weit weg von Zuhause sein, die Menschen kennenlernen und einfach eine ganz andere Welt sehen. Die Entscheidung war gefallen, ich war gespannt, wo die Reise hin ging!
Schon vorm Abflug wurde es skurril: Ich flog mit einer arabischen Airline, da der Flug über Abu Dhabi ging. Am Check-In wurde ich erstmal darauf aufmerksam gemacht, was ich alles nicht mit ins Flugzeug nehmen darf:
Okay, also keine Waffen, kein radioaktives Material und ganz wichtig: keine Hoverboards. "Ich muss wohl nochmal umpacken", dachte ich mir.
Eine weitere Skurrilität fand sich vor dem Abflug: Nach den digitalen Sicherheitserklärungen auf dem Bildschirm am Vordersitz wurde ein Gebet eingeblendet. Ob das jetzt nur bei Ramadan der Fall ist oder generell erscheint, konnte ich mir nicht erklären, schließlich verstand ich kein Wort. Ich dachte mir nur: "Erst wird gebetet und danach landen wir nicht am, sondern im Flughafen" , wobei das natürlich eher sarkastisch gemeint war. Der Flug an sich war aber angenehm und für mich auch spannend, da ich noch nie derartig lange geflogen bin und in den Genuss kam, Filme auf dem Entertainment System zu gucken. Interessanterweise hatte die Airline 'Matrix' im Angebot. Das habe ich natürlich wahrgenommen, wenngleich ich den Film kannte. Ich wollte ihn nochmals mit einem anderen Blickwinkel sehen, da mich die Analyse von Tilman Knechtel sehr gepackt hat. Es konnte also kein Zufall sein, dass der Film mir hier erschien.
In Abu Dhabi angekommen sah ich logischerweise einige schwarze Gespenster (man sieht z.T. nicht mal die Augen) und Männer in Gewändern. Das war jetzt nicht derartig anders, da ich mittlerweile solche Bilder auch von Deutschland zu genüge kenne. Nebst dem liefen dort auch außer mir einige Touristen herum. Hier galt es sich für mich erstmal an die klimatischen Bedingungen zu gewöhnen: Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit.
Weiter ging die Reise dann nach Jakarta. Diese Stadt ist die mit Abstand chaotischste und lauteste, in der ich jemals war. Nach dem Jetlag wurde ich hier mit Eindrücken konfrontiert, die ich so erstmal nicht verarbeiten konnte. Mit dem Taxi ging es vom Flughafen ins Zentrum der Hauptstadt: Etliche Roller, viele Autos, viele Menschen viel Gehupe, enge Gassen, das Gejaule der Imame aus den Moscheen - mein Gehirn war überladen.
Im Hostel habe ich mich erstmal ausgeruht. Am nächsten Tag ging es in die Stadt. Auffällig sind hier die rosa Busse, die ausschließlich Frauen nutzen dürfen. Dies soll den Anschein von Schutz erwecken. Man erinnere sich nur an die Zeit, in der Schwarze nur in gesonderten Bereichen mitfahren durften. Frauen, die die "normalen" Busse nutzen möchten, sitzen im vorderen Bereich. Es wirkte nicht wie ein Schutzbereich, sondern eher wie eine Auslieferung. Das sind Bilder, die schockieren, dennoch habe ich mit so etwas gerechnet, schließlich befand ich mich im größten muslimischen Land dieses Planeten.
Ich bin auch am Platz vorbei gekommen, an dem wenige Wochen zuvor ein Anschlag stattgefunden hat. Das war etwas bedrückend, dennoch dachte ich mir, dass es mich aufgrund der geisteskranken Asylpolitik auch in Deutschland hätte trefffen können. In der Hauptstadt ist der Clash von armen und reichen Menschen sehr klar zu erkennen. Während große prunkvolle Regierungsgebäude viel Platz in der engen Stadt einnehmen und Hochhäuser mit Edelgeschäften aneinanderreihen, sieht man auf der Straße viele arme Menschen.
Wieder im Hostel angekommen, habe ich mich mit einem Eingländer, einem Iraner und einem Balinesen über Gott und die Welt(-politik) unterhalten. Ayman, der Iraner, war erstaunt über meine Haltung bezüglich Deutschland und seiner dunklen Vergangenheit und sagt mir anerkennend, dass ich der erste wirklich freie Deutsche sei, den er getroffen hat (anzumerken ist, dass er eine deutsche Freundin hat, u.a. daher wohl auch in Kontakt mit ihr kam). Beim Engländer stellte ich einige sozialistische Sichtweisen fest, dennoch konnte er meine Ansicht über die Antifa oder die Haltung der Deutschen verstehen.
(Auf dem Foto: Ayman & zwei Balinesen)
Über Yogyakarta ging es dann nach Bali. Hier ist die Welt deutlich anders. Der Verkehr und die Menschen hier sind weitaus entspannter. Die Menschen sind größtenteils Hindus. Sowohl an den Orsteingängen, als auch im Kern und am Ende eines Ortes befinden sich Tempel. Auf dem Boden, vor Räumen, in Autos lagen kleine Opferschalen mit Blumen gefüllt. Hier gefiel es mir deutlich besser. Dennoch ist auch diese Insel ist vom Tourismus geprägt. Überall wird man von Händlern angesprochen, was teilweise echt nervig sein kann. Durch den Fokus auf Tourismus geht leider etwas Charme verloren, da viele Orte, auch Tempel, die ich besichtige, von Touristen und Händlern belagert sind. Es wirkt auf mich teilweise wie ein Ausverkauf der Kultur.
(Hier nehmen Einheimische, als auch Touristen ein heiliges Bad. Richtige Besinnung und Ruhe kommt da eher weniger auf, wenngleich es hier anders wirkt.)
In Kuta, einem Partyort auf Bali, habe ich kleine Kinder von vielleicht 8 Jahren gesehen, die in der Stadt herum liefen und Touristen Schmuck verkaufen wollten. Ob da jetzt kriminelle Strukturen hinter stecken, kann ich hier nicht bewerten, dennoch war dieses Bild etwas verstörend. Wobei ich generell keine Bedenken habe, wenn Kinder etwas Geld verdienen möchten. Jeodoch wirkt das gerade in solchen Ländern mit dem Hintergrundwissen über die Ausnutzung von Kindern in ärmeren Ländern eher befremdlich.
Zurück flog ich u.A. mit Malaysia Airlines. "Kann man mal machen" dachte ich mir, als ich mich an MH370 erinnerte. Sicher, die Airline war jetzt nicht die neuste, dennoch war der Flug vollkommen normal.
Insgesamt habe ich die Menschen sowohl auf Bali, als auch auf Java als sehr offen und nett empfunden. Es war für mich weitaus weniger bedenklich, als ich es mir im Vorhinein ausmachte. Die Schattenseiten sind natürlich offensichtlich: der Einfluss des Islam und die Armut. Sicherlich habe ich als Tourist nicht ganz das alltägliche Leben dort mitbekommen, dennoch ist mein persönlicher Eindruck dieser Reise positiv. Ich habe eine unfassbar überwältigende Natur gesehen, viele nette Menschen kennengelernt, bin mehrmals über meinen Schatten gesprungen. Diese Reise hat mir gezeigt, dass sich das Bild, was ich mir von den Informationen aus der Netzrecherche machte, doch anders war, als ich es reell erlebte. Ich habe meine Angst überwunden. Damit will ich die Situation dieses Landes nicht relativieren, dennoch war es für meine persönliche Entwicklung essenziell, mein eigenes Bild zu machen.
(Ich auf Lembongan)