Zuerst erschienen auf UNBLOGD.ORG
Eine gute Woche
sind das Seminar und die Konferenz von Eigentümlich Frei nun her. Ich sitze gerade vor meinem MacBook und versuche die richtigen Worte zu finden, um das, was ich auf Usedom erlebt habe, ansatzweise in Worte fassen zu können. Das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Im Herbst letzten Jahres
schrieb ich meinen ersten Artikel für das EF Magazin. Das war der totale Wahnsinn für mich, da ich nach meiner Schullaufbahn eigentlich nichts mehr mit Schreiben am Hut haben wollte. Im Artikel habe ich von meinen Erfahrungen als Erzieher berichtet und mir so auch den Frust von der Seele geschrieben. Der Artikel kam gut an und wurde tatsächlich publiziert- nicht nur online, sondern auch in der Printausgabe.
Damit habe ich ein neues Level betreten: Das, was mich bewegt, wurde nun in einem Magazin publiziert, welches sich seit 20 Jahren auf dem Markt etabliert hat. Ein neuer Meilenstein meiner politischen Arbeit war damit gesetzt. Aus einem engagierten Aktivisten entwickelte sich ein gesellschafts- kritischer YouTuber und nun auch ein Jungautor.
Martin Moczarski lernte ich vor geraumer Zeit am libertären Stammtisch in Köln kennen. Über viele Monate hinweg ermutigte er mich immer wieder für EF zu schreiben, so auch für die Teilnahme am alljährlichen Jungautoren Wettbewerb. Gewinner des Wettbewerbs werden für das Jungautoren Seminar und die anschließende Konferenz eingeladen und nehmen an einer Preisverleihung teil. Diese Möglichkeit wollte ich mir nicht entgehen lassen und schrieb einen Artikel zum vorgegebenen Thema. Es dauerte nicht lange, bis die Mail von André Lichtschlag in meinem Postfach landete und ich wusste:
Ich bin dabei!
Einige Wochen später stand ich in Köln und warte auf meine freundliche Mitfahrgelegenheit aus der Nachbarschaft, namentlich Arno Stöcker. Auch er ist Jungautor und mir bereits im Vorfeld vom Hayek Club und vom libertären Stammtisch Köln bekannt. Außerdem mit von der Partie war der spätere Preisträger des Jungautoren Wettbewerbs: Jean Modert. Während der Fahrt haben wir viel über das aktuelle wahnwitzige Weltgeschehen geredet, Podcasts gehört und uns über das ausgetauscht, was uns wohl die nächsten Tage erwartet. Gut, nur für mich war das wirklich neu, die anderen beiden haben schon bei der letzten Konferenz mit Anwesenheit geglänzt. Also auf ging’s nach Usedom! Die Fahrt war lang, aber unterhaltsam. Für mich war das besonders spannend, da ich im Osten der Republik noch nicht so oft unterwegs war. Vorbei ging es an planwirtschaftlich gepflanzten Windparks und (un-)attraktiven Werbeplakaten, die mich daran erinnerten, dass Modern Talking (leider) noch existieren. An der Ostsee angekommen, konnte man auch hier feststellen, dass die heilige Politik Mutter Gottes auch hier die Gesellschaft verändert hat- ob die Deutschen sich jemals dort integrieren werden? Als wir am Hotel ankamen, checkten wir ein und verbrachten den Rest des Tages in der angrenzenden Therme, im Speisesaal und zuletzt an der Bar. Der Tag neigte sich dem Ende zu und ich verbrachte noch lange damit, das Ganze zu verarbeiten:
„Okay, ich bin jetzt wirklich hier und werde die nächsten Tage bei den Seminaren viel zur professionellen Medienarbeit lernen und anschließend auf der Konferenz spannende Vorträge von richtigen Anarchos hören. In meiner Freizeit werde ich in der Therme herum lungern, so viel essen, wie ich vertrage und mir ein paar Bierchen gönnen- und das alles (fast) für lau, weil die mich als Jungautor haben wollen. Das muss doch einen Haken haben? Sind die noch ganz bei Trost?“
Das Jungautoren Seminar
Am Mittwoch ging’s los: Leicht müde von den Bierchen am Abend fanden wir uns nach dem Frühstück im Seminarraum ein.
Anmerkung: Das mit den Bierchen war mir noch in den nächsten Tagen eine Herausforderung.
Im Seminar lernte ich, dass geschwollenes, abgehobenes Schreiben genau das ist, was ich dachte: schlecht. Wir entwarfen eine Science Fiction Geschichte, in welcher sich der verklatschte Dude von „The Big Lebowski“ zu der Persönlichkeit des Han Solo entwickelt. Die Geschichte ist so abgefahren, dass ich sie selbst kaum noch wiedergeben kann. Außerdem diskutierten wir viel, sammelten Ideen, entwickelten Konzepte und lernten auch hier, wie man möglichst effizient den Staat umgehen kann. Nicht nur für Schreiberlinge war das Seminar bereichernd, sondern auch für mich als Videoproduzenten. So klärte uns das EF Kamerateam (welches auch Beiträge u.a. für „Galileo“ produziert) über die irre Rechtslage in der Bananenrepublik auf. Wir lernten, dass man für fast jeden Scheiß in diesen Landen eine Drehgenehmigung braucht. Außerdem erfuhren wir, dass man als Medienmacher in der DDR 2.0 generell mindestens mit einem Bein im Knast steht und viel Kohle braucht (Anwaltskosten). Alles in allem war das Jungautoren Seminar sehr kreativ, aufschlussreich und erschreckend zu gleich.
20 Jahre Eigentümlich Frei – Die Konferenz
Freitagmorgen stand (Gott sei Dank!) kein Seminar an. Das wäre auch zu krass gewesen, da ich wieder einer der letzten an der Bar war und erst um 04.30 Uhr mich in Richtung Koje begab. Irgendwann am Vormittag/ Mittag reisten die offiziellen Besucher und Redner an (wann genau, kann ich nicht sagen, da ich erst gegen Mittag aus dem Bett kam; sie waren dann einfach da). Am Nachmittag ging’s dann auch schon los: Wir versammelten uns im Konferenzraum, namen unsere Plätze ein und hörten den Rednern zu. Das war an vielen Stellen echt witzig, da die Macher von Eigentümlich Frei alle sehr eigen sind. So hörten wir Anekdoten aus der Entstehungszeit von Eigentümlich Frei- Geschichten, die sich kein Mensch ausdenken kann.
Wenn ein alter Mann auf einer Konferenz erzählt, dass er in seiner Jugend Antifa Briefe gegen sich selbst geschrieben hat, um so schlichtweg Aufmerksamkeit zu erlangen, weisst Du, Du bist hier richtig.
Die Geschichten sind wohl das, was mir noch am längsten in Erinnerung bleiben wird. Am Abend wurde Jean Modert als bester Jungautor mit der Julius-Faucher-Medaille geehrt. Am Strand feierten die EF Macher zusammen mit ihren Gästen das 20 jährige Bestehen der ehemaligen Studentenzeitschrift mit einem Feuerwerk, dass wieder Kriegslüste erweckt. In der Retro Disco des Hotels wurde dann weiter gefeiert. „Alexander Marcus“, „Outkast“ und feinster 90er Jahre US- Hiphop à la „DMX“ ließen einige (inkl. mir) nicht mehr von der Tanzfläche. Zwischendurch tranken wir immer wieder libertäres Gesöff. Die Bandbreite reichte vom „Mises Martini“, über „Anarcho Aperol“, bis hin zu „Saurer Sozialist“ (Die Getränkekarte habe ich auf Facebook gepostet. Jemand kommentierte das Foto mit dem Hashtag #ethanollibertaer. Das hat nun Kultstatus).
Auch dieser Abend erstreckte sich wieder bis in die späten Morgenstunden in der Hotelbar. Am Samstag wurde über die alternative und leitende Medienlandschaft referiert. Logischer Weise endete auch der Tag am Abend über der Disco in der Bar. Die letzten Tage haben dermaßen an meinen Kräften gezerrt, dass ich den Sonntagvormittag und somit die komplette Verabschiedung verschlafen habe. Für’s nächste mal brauche ich definitiv eine bessere Strategie, bzw. Balance zwischen Vorträgen und Feiern. Vor der Abreise führte ich noch ein paar Interviews für mein Aftermovie. Auf der Heimfahrt reflektierten Jean, Arno und ich die Woche, die Vorträge und generell den Spaß, den wir hatten. Rückblickend kann ich nur immer wieder betonen: Es war der Wahnsinn! Ich habe viel über professionelle Medienarbeit gelernt, werde davon einiges in meine Arbeit als Autor, aber auch für meine Scripte als Videoproduzent einfließen lassen. Die anderen Jungautoren, die ich kennengelernt habe, sind echt gut drauf. Ich hatte sehr viel Spaß, speziell auch am Abend! André und allen Beteiligten bin ich für diese Einladung sehr dankbar und freue mich, weiterhin Teil dieser eigensinnigen Freigeister zu sein und weitere Projekte betreuen zu dürfen.
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